Der in München lebende Fotograf Robert Karl zeigt in dieser Ausstellung vier fotografische Serien, denen jeweils
ein strenges Konzept zugrundeliegt. Während bei »Rosen Blatt« und »180 Grad« mit der Gegenüberstellung von
Bildpaaren gearbeitet wird, bestehen »Xenia« und »Hasenspiel« aus assoziativ gereihten Einzelmotiven, die das
scheinbar Unspektakuläre in den Vordergrund rücken.
Robert Karls Fotografien sind oft genau das, was man nicht von ihnen erwartet: unscharf fotografierte architektonische
Szenen etwa bei »Xenia«, die im diffusen Licht eine fast malerische Qualität entwickeln, sich aber um
stürzende Linien oder detailgetreue Wiedergabe von Bauelementen in keiner Weise scheren. Umgekehrt bei den
»Rosen-Blatt«-Dyptichen: wie oft sind Rosen wie Diven fotografiert worden, mit Perlentau im Vordergrund und
verschwimmendem Grün. Robert Karls Portrait dagegen fokussiert die Vergänglichkeit jeder Schönheit: links jedes
Detail des in voller Blüte stehenden Rosenbuschs, rechts die welken, herabfallenden Blätter, im Gras verteilt ...
Kneift man die Augen zusammen, sind linkes und rechtes Bild strukturell ähnlich, doch die hier gnadenlose Schärfe
zwingt zum Hinsehen, zum Bewusstwerden.
Im Forum für zeitgenössische Fotografie des Münchner Fotomuseums hatte Robert Karl 2007 eine Einzelausstellung,
in der er seine 180°-Bilder zeigte: genau um diesen Winkel dreht sich der Fotograf hier zwischen zwei Aufnahmen,
so dass jedes Motiv sein konzeptuelles Gegenstück bekommt. Die Idee zu dieser Serie entstand 1989 in der
Umbruchsituation, die nach dem Mauerfall plötzlich ahnen lieà Š¸, dass es immer auch noch eine andere, eine
unbekannte, unberücksichtigte Seite gibt, die mit unserer körperlich vorgegebenen Blickrichtung nicht erfasst wird.
Der Zufall spielt eine nicht unwichtige Rolle, denn auch wenn eines der Bilder einen bewusst gewählten Ausschnitt
zeigt, ist möglicherweise sein Gegenstück nicht ganz so fotogen ⦠doch genau dieses à Šberraschungsmoment
beim Umdrehen, die Freude an den unvorhersehbaren Bildpaaren überträgt sich auch auf den Betrachter und lässt
ihn zumindest gedanklich »kreiseln«.
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