Exhibition

German for Newcomers - Law Shifters

13 Oct 2016 – 12 Nov 2016

Regular hours

Thursday
12:00 – 19:00
Friday
12:00 – 19:00
Saturday
12:00 – 19:00
Tuesday
12:00 – 19:00
Wednesday
12:00 – 19:00

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Galerie Wedding

Berlin
Berlin, Germany

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  • U Leopoldplatz
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Eine Ausstellung, Film- & Buchpräsentation von Stine Marie Jacobsen. Kuratiert von Dr. Bonaventure Soh Bejeng Ndikung und Solvej Helweg Ovesen im Rahmen von POW (Post-Other-Wedding)

About

*for English version please scroll down*

Stell dir eine Welt vor, in der die Jugendlichen im belgischen Molenbeck nicht (von Journalisten) zu Terrorismus befragt werden, sondern stattdessen nach ihrer Meinung über Zuwanderungsgesetze, über ihre Rechte, und über die belgischen Sprachen. Stell dir eine Welt vor, in der Geflüchtete die Zuwanderungsgesetze selbst entwerfen, in der sie Spezialisten im EU Migrationsrecht sind und sich selbst Deutsch beibringen können. Stell dir vor, dass Leute aus der ganzen Welt im Sprachunterricht die deutsche Grammatik „biegen“, ihre eigenen Erklärungen der Grammatikregeln entwerfen, und sich über die Autorität lustig machen, die Sprache den Sprechenden abverlangt! Oder einen Unterricht, in welchem die Geisteshaltung an erster Stelle steht und ein Fehler des Lehrers/ der Lehrerin der Höhepunkt des Lernens ist?

"Es gibt in der deutschen Sprache Wörter, die so schwierig auszusprechen sind, dass man sie lieber essen will als sagen möchte! // There are words in the German language that are so hard to pronounce, that you would rather eat them than pronounce them!"

Wenn die Deutschen sehr unsicher sind oder wenn sie etwas nicht wissen, antworten sie nur mit ä, ö oder ü. // When the Germans are very insecure or they don’t know something, they answer only with ä, ö or ü.

There is a “umlaut”, because the Germans are always serious. The “umlaut” makes the language more serious."

Auszug aus dem Buch »German for Newcomers«, 2016.

GERMAN FOR NEWCOMERS ist ein Projekt zur deutschen Sprache und Workshop-Konzept der dänischen Künstlerin Stine Marie Jacobsen, organisiert in Kollaboration mit Nastaran Tajeri-Foumani und Mirella Galbiatti von Gangway e.V., mit Teilnehmer*innen von BBZ und unterstützt von Aktion Mensch Berlin. Über den Zeitraum von einem Jahr fanden mehrere Workshops statt, es entstanden ein Film und eine Publikation.

Die Rolle von Schüler*innen und Lehrer*innen wird in GERMAN FOR NEWCOMERS überdacht und verschoben: Expats, Zugewanderte und Geflüchtete verbessern ihre Sprachkenntnisse, indem sie gemeinsam Unterrichtsmaterial für sich und andere zusammenstellen. Das Lehrmaterial wird von den Erlebnissen der Teilnehmer*innen mit der deutschen Kultur, Bürokratie und Sprache inspiriert. Das Buch GERMAN FOR NEWCOMERS teilt in humorvollen und ultimativ hilfreichen Statements zur deutschen Grammatik ihre grammatikalischen Perspektiven mit Menschen, die Deutsch lernen möchten. Es flechtet ihre Erfahrungen und Begegnungen mit der deutschen Sprache in das Lehrmaterial des Grammatikbuches ein.

Die Inspiration für die Publikation GERMAN FOR NEWCOMERS (Broken Dimanche Press, 2016) kam nach der Veröffentlichung von GERMAN FOR ARTISTS, einem hybriden Grammatik-Taschenbuch, das Überlegungen zu den philosophischen Aspekten der deutschen Sprache in Bezug auf Kunst (-Hierarchie) enthält.

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Das Ausstellungsprojekt LAW SHIFTERS in dessen Rahmen frisch geschriebene Gesetze in die Wände der Galerie eingemeißelt werden, soll junge Bürger*innen anregen, ihre eigenen ethischen Positionen zu formulieren, ihren Sinn für ihre Beziehung zu Gesetzen schärfen, sodass sie als Katalysatoren letztendlich tatsächlich Einfluss auf heute verfasste Gesetze nehmen können.

Das Projekt engagiert Jugendliche von den Institutionen Gangway e.V. und Leuchtturm in der Nähe der Galerie, wo hunderte junge Zugewanderte und geflüchtete Kinder leben – häufig ohne ihre Eltern. Diese werden dazu eingeladen, Gesetze in einem unkonventionellen Spielszenario zu diskutieren, womit das Projekt sich mit den grundlegenden demokratischen Prinzipien auseinandersetzt: Was ist der Unterschied zwischen der Exekutive, der Judikative und der Legislative? Kann man über den Staat sprechen oder ihn gar kritisieren? Prinzipien wie das Recht, zu demonstrieren, die Redefreiheit, Familienzusammenführung und Datenschutz kommen zur Sprache. Die Ergebnisse des Projekts werden einem breiteren Publikum vorgestellt, das sich die jungen idealistischen Erwägungen hoffentlich zu Herzen nehmen und einen Diskurs über Bürgerfreiheiten und Gesetze initiieren wird. Ein professioneller Anwalt übersetzt die vorgeschlagenen Gesetze in juristische Fachsprache, diese werden anschließend in die Wand gemeißelt und als Poster im öffentlichen Raum aufgehängt.

Das Ziel ist es, einen nicht nur ernsthaften, sondern auch humorvollen und kreativen Weg zu finden, mit existierenden Vorschriften und Gesetzen in Europa umzugehen. Das LAW SHIFTERS-Projekt will Gesetze durch Diskussionen und Sprache für öffentliche und politische Prozesse zugänglich machen. Die künstlerische Leistung liegt darin, erarbeitete neue Gesetzesvorschläge der Öffentlichkeit zu präsentieren – im Kontrast zu den existierenden Gesetzen.

In der Zukunft werden die beiden Projekte in einem Unterrichtspaket für Schul-/Sprachklassen zusammengestellt. Im Rahmen des kuratorischen Programms POW (Post-Otherness Wedding) stellen sie zugleich eine Ausstellung und einen Lernprozess dar – eine Verschiebung von einem sich Beugen unter den Gesetzen und einer fremden Sprache hin zu einem Biegen der Gesetze und der Sprache.

Text: Solvej Helweg Ovesen
Ausstellungsgestaltung: Nils Grarup
Grafikdesign Modem Studio (LAW SHIFTERS) und Fuchs Borst (GERMAN FOR NEWCOMERS)

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GERMAN FOR NEWCOMERS | LAW SHIFTERS
an exhibition, film premiere and book launch by Stine Marie Jacobsen. Curated by Dr. Bonaventure Soh Bejeng Ndikung and Solvej Helweg Ovesen in the context of POW (Post-Other-Wedding)

Imagine a world where people (journalists) do not ask the youth in Molenbeek, Belgium, about terrorism, but rather what they think of migration laws, their own rights, about their opinion on Belgian languages. Imagine a world where refugees create the laws of migration, are the specialists on EU migration issues, and are teaching each other German. Imagine language classes in which people from all around the world are bending the laws of German grammar, coming up with their own explanations of it and making fun of the authority that language demands from its speakers! Or a class where first of all attitude is requested and the peak of learning is when the teacher makes a mistake?

"Es gibt in der deutschen Sprache Wörter, die so schwierig auszusprechen sind, dass man sie lieber essen will als sagen möchte! // There are words in the German language that are so hard to pronounce, that you would rather eat them than pronounce them!

Wenn die Deutschen sehr unsicher sind oder wenn sie etwas nicht wissen, antworten sie nur mit ä, ö oder ü. // When the Germans are very insecure or they don’t know something, they answer only with ä, ö or ü.

There is a “umlaut”, because the Germans are always serious. The “umlaut” makes the language more serious."

Excerpt from the book »German for Newcomers«, 2016

GERMAN FOR NEWCOMERS is a German language project and workshop concept by Danish artist Stine Marie Jacobsen organized in collaboration with Nastaran Tajeri-Foumani and Mirella Galbiatti from the German streetwork organisation Gangway, with participants from BBZ and supported by Aktion Mensch Berlin. Over the course of one year several workshops were taking place and a film and a publication were produced.

The role of the student and teacher is shifted in GERMAN FOR NEWCOMERS, where expats, immigrants, and refugees improve their basic German language skills by collectively writing useful teaching material for themselves and others. The teaching material is inspired by their own experiences with German culture, experiences of identifying with or translating oneself into German language, and bureaucracy. The idea for the publication (teaching book) GERMAN FOR NEWCOMERS (Broken Dimanche Press, 2016) came after writing GERMAN FOR ARTISTS, a hybrid pocket grammar book containing reflections on philosophical aspects of the German language in relation to art (hierarchy).

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The exhibited project LAW SHIFTERS, where freshly written laws are carved into the gallery walls, aims to both ignite young citizens' positioning of their own ethics, expanding their sense of their relation to laws, and to serve as a catalyst for creating an actual influence on laws written today.

By engaging teenagers from the institutions Gangway e.V. and Leuchtturm in the vicinity of the gallery, where hundreds of migrant and refugee children live - often without their parents - to discuss laws in a unconventional judicial gameplay scenario, the project presents an earnestness, naivité and a socratic dialogue that deals with basic democratic principles eg. the right to protest, to free speech and to privacy etc. The upshot of the project is to be reflected in the reception of a wider audience, who will hopefully take considerations from young uncynical mindsets to heart and start a more open discourse on civil liberties and laws.The aim is to attract a serious but also humorous and creative way to deal with existing regulations and legislation in Europe. The artistic accomplishment is to finally communicate new law proposals to the public - in countermessage to the existing ones.

In the future the two projects will be combined as a teaching packet for school/language classes. In the context of the Post-Otherness Wedding (POW) program this is an exhibition and learning process - a shift from bowing to laws and a foreign language to bending laws and language.

Text: Solvej Helweg Ovesen
Ausstellungsgestaltung: Nils Grarup
Grafikdesign Modem Studio (LAW SHIFTERS) und Fuchs Borst (GERMAN FOR NEWCOMERS)

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Das Projekt GERMAN FOR NEWCOMERS | LAWSHIFTERS wird gefördert durch den Projektfonds Kulturelle Bildung, Gangway e.V & Aktion Mensch.

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Dr. Bonaventure Soh Bejeng Ndikung

Solvej Helweg Ovesen

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