Exhibition

Critical Zones – Horizonte einer neuen Erdpolitik

22 May 2020 – 28 Feb 2021

Regular hours

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10:00 – 18:00
Wednesday
10:00 – 18:00
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Lange blieben die Reaktionen der Erde auf unser menschliches Handeln unbeachtet, doch spätestens mit der Protestbewegung Fridays for Future ist die Klimakrise in das öffentliche Bewusstsein gerückt.

About

Die Gedankenausstellung »CRITICAL ZONES« lädt dazu ein, sich mit der KRITISCHEN Lage der Erde auf vielfältige Art und Weise zu befassen und neue Modi des Zusammenlebens zwischen allen Lebensformen zu erkunden.

Mittlerweile ist sich jede/r der existentiellen Bedrohung unserer (gemeinsamen) Lebensbedingungen auf dem Planeten Erde bewusst, doch nur sehr wenige besitzen eine Vorstellung davon, wie sie mit dieser neuen KRITISCHEN Situation umgehen sollen. Die BürgerInnen vieler entwickelter Länder wirken desorientiert; fast so, als würde man von ihnen verlangen, auf einem neuen Terroir – einer neuen Erde – zu landen, deren Reaktionen auf ihr Wirken sie lange ignoriert haben.

Die Erde als Netz aus KRITISCHEN ZONEN

Wir möchten folgende Hypothese aufstellen: Der beste Weg zur Kartierung dieser neue Erde besteht darin, sie als ein Netz von KRITISCHEN ZONEN zu betrachten. Von verschiedensten Lebensformen im Laufe der Zeit erschaffen, bilden diese KRITISCHEN ZONEN eine nur wenige Kilometer dünne Oberfläche. Jene Lebensformen hatten die ursprüngliche Geologie der Erde völlig verändert, bevor die Menschheit sie in den letzten Jahrhunderten noch einmal verwandelte.

Im Laufe der Jahre haben WissenschaftlerInnen zahlreiche OBSERVATORIEN zur Untersuchung dieser KRITISCHEN ZONEN eingerichtet. Sie haben uns die komplexe Zusammensetzung und die extreme Zerbrechlichkeit dieser dünnen Haut der Erde vor Augen geführt, in der alle Lebensformen – auch die Menschen – zusammenleben müssen. Sie haben die Geowissenschaften auf vielfältige Weise erneuert, auf Wegen, die auch die Zustimmung Alexander von Humboldts gefunden hätten.

Eine neue Hinwendung zum IRDISCHEN

Zunehmend erkennen WissenschaftlerInnen, KünstlerInnen, AktivistInnen, PolitikerInnen und BürgerInnen, dass sich die Gesellschaft nicht allein an den Bedürfnissen der Menschheit orientieren darf, sondern wieder IRDISCH werden muss, wenn sie keine Bruchlandung hinlegen möchte. Das Projekt »Moderne« befindet sich seit Langem in vollem Gange, ohne Rücksicht auf die Grenzen des Planeten. Plötzlich jedoch gibt es eine allgemeine Hinwendung zur Erde und eine neue Aufmerksamkeit dafür, wie Lebewesen sie bewohnen könnten. In der POLITIK geht es nicht mehr nur darum, dass Menschen allein und ausschließlich für sich selbst Entscheidungen treffen, vielmehr ist POLITIK zu einem wesentlich komplexeren Unterfangen geworden. Neue Formen der Bürgerschaft und neue Arten der Aufmerksamkeit und Fürsorge für Lebensformen sind notwendig, um einen gemeinsamen Grund zu schaffen.

Die Ausstellung als OBSERVATORIUM DER KRITISCHEN ZONEN

Über einen Zeitraum von fünf Monaten veranstaltet das ZKM eine Ausstellung, die im kleinen Maßstab das Modell einer neuen Räumlichkeit sowie die Vielfalt der Beziehungen zwischen den dort lebenden Lebensformen simuliert. Sie dient als OBSERVATORIUM DER KRITISCHEN ZONEN, in dem sich die BesucherInnen mit der neuen Situation vertraut machen können. Diese besondere Kombination aus Gedankenexperiment und Ausstellung wurde von Bruno Latour und Peter Weibel im Rahmen ihrer bisherigen Zusammenarbeit am ZKM entwickelt. »Iconoclash« im Jahr 2002, »Making Things Public« im Jahr 2005 und »Reset Modernity!« im Jahr 2016 bilden die drei vorherigen »Gedankenausstellungen«, die sich aus ihrer intensiven, inzwischen zwanzig Jahre währenden Arbeitsbeziehung ergaben.

»Critical Zones Study Group« an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung (HfG) Karlsruhe

Unter Anleitung Bruno Latours und in Zusammenarbeit mit Martin Guinard-Terrin (Kurator), Bettina Korintenberg (Kuratorin, ZKM Karlsruhe) und Daniel Irrgang (Medienwissenschaftler, Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe) arbeiteten die TeilnehmerInnen des Forschungsseminars »Critical Zones« sowohl konzeptionell als auch mit konkreten Beiträgen an der Vorbereitung der gleichnamigen Ausstellung am ZKM.

Der Begriff »Critical Zone« ist aus den Geowissenschaften übernommen und bezeichnet dort die biochemische, fragile Schicht der Erde, ihre Oberfläche, auf der das Leben entsteht. Von Bruno Latour wird der Begriff erweitert zu einem kritischen, teilnehmenden Verhältnis zu unserer Lebenswelt, deren bedrohter Zustand in der nun vom Menschen geprägten Erdgeschichte ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht hat. Als »Neues Klimaregime« hat Latour diese weltweite, alle Lebewesen auf dem Planeten berührende Situation beschrieben, die sich nicht nur auf ökologische Krisen beschränkt, sondern Fragen der Politik und Kulturgeschichte genauso berührt wie ethische und erkenntnistheoretische Perspektivenwechsel.

Kuratorisches Team

Kuratorischer Beirat

Alexandra Arènes (Architektin)
Bruce Clarke (Literaturwissenschaftler)
Jérôme Gaillardet (Geochemiker)
Joseph Koerner (Kunsthistoriker)
Daria Mille (Kuratorin)
Critical Zones Study Group at Karlsruhe University of Arts and Design (HfG)

Ausstellungsteam

Barbara Kiolbassa (Vermittlung)
Jessica Menger (kuratorische Assistenz)

Matthias Gommel (technische Projektleitung)
Anne Däuper (technische Projektleitung)

Organisation / Institution

ZKM | Zentrum für Kunst und Medien

Kooperationspartner

Karlsruher Hochschule für Gestaltung (HfG)Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe, Hydrogeochemisches Umweltobservatorium: Wassereinzugsgebiet Strengbach

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